
Dieser Film ist bitterböse. Wer jetzt protestiert, Der Tod steht ihr gut sei nicht mehr als eine makabre Posse, – genial zwar, aber prinzipiell harmlos -, hat sich keine Gedanken gemacht. Und stellt sich das alles auch nicht vernünftig vor: Wie das wohl wäre, zu wissen, dass man, irgendwo in finsterer Ecke gefangen gehalten, bei vollem Bewusstsein verschimmeln würde, weil man nicht gnädig sterben kann. Niemals sterben wird. Egal, wie man aussieht oder ob man nicht lieber aussteigen möchte aus dem unendlichen Schlamassel.
Wie sich das wohl anfühlen würde, sämtliche Knochen und Gelenke wie Gummi verbiegen und verdrehen zu können, weil man grundsätzlich lebendig tot und nicht kaputt zu kriegen ist. Und was einem wohl durch den Sinn ginge, wenn nur noch der vom Körper gelöste Kopf haltlos durch die Gegend kugeln würde.

Fragt man sich dann, ob sich vielleicht jemand Abgehärtetes findet, der nicht schreiend das Weite sucht, sondern mitleidvoll hilft? Vielleicht mit einer frischen Leiche, auf deren Hals man geklebt werden könnte. Oder stellt man sich vor, wie der Kopf zertreten, überfahren, zermatscht wird und man trotzdem noch als undefinierbarer Klumpen weiterdenken muss?
Der Tod steht ihr gut (Originaltitel: Death Becomes Her, Regie: Robert Zemeckis) aus dem Jahr 1992 ist eine brillante, rabenschwarze Komödie mit drei phantastischen Hauptdarstellern: Meryl Streep, Goldie Hawn und Bruce Willis. Die starke Besetzung macht aus der Geschichte über weibliche Unersättlichkeit nach währender Jugend und Schönheit eine herrliche Nummer: Großes Entertainment, Garantie für Lachtränen, am Ende ein ewiger Alptraum und der moralische Zeigefinger mit Augenzwinkern. Köstlich. Trotzdem (s.o.) bitterböse. Wenn eben auch auf diese verdammt sympathische Art.
Klar ist das witzig, wenn Madeline (Meryl Streep) nach einem üblicherweise tödlichen Hammer-Treppensturz völlig verrenkt wieder aufsteht, sich gerade ruckt und biegt und sich keineswegs darüber wundert, dass so was funktioniert. Oder wie ihre Rivalin Helen (Goldie Hawn), nachdem Madeline auf sie geschossen hat, mit einem riesigen Loch im Bauch ins Wohnzimmer kommt und sich über ihre unschöne Entstellung beschwert.

Der Tod steht ihr gut sei „reines Comicbuch-Kino“ und dabei ein „Feuerwerk der surrealen Effekte und der genialen Einfälle“, lobt edm Film. Wird unterstrichen. Auch, dass ein Plot geboten würde,
„…wie man ihn sich waghalsiger kaum vorstellen könnte, drei Schauspieler, die chargieren müssen, was das Zeug hält (alle drei waren nie besser aufgehoben); und eine Inszenierung, die lustvoll und hemmungslos übersteigert, übertreibt und überzieht“. (edm Film)

Arzt Ernest soll immer für sie da sein, um Hand anlegen zu können, will aber das Elixier nicht trinken, sondern normal und in Würde altern und sterben. Das schafft er trotz großer Empörung der Ladies auch. Er entkommt, heiratet erneut. 37 Jahre später stirbt er, Madeline und Helene, die wie zwei scheußliche Schrecktanten aussehen, besuchen die Trauerfeier, giften herum und stürzen beide beim Verlassen der Kirche die Treppe hinunter. Die Körper zerbrechen wie Porzellanpuppen, zurück bleiben zwei immer noch keifende Köpfe. Ende.
Und dann? Habe ich nicht mehr gelacht, sondern schlecht geträumt. Was wäre, wenn…? Gut, das hatten wir ja schon. Bitterböse. Eben.
copyright by Karin Reddemann
erschienen unter www.phantastikon.de
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